Intoleranz! Ein Meisterwerk des Stummfilms, das Liebe, Hass und die Vergänglichkeit des Lebens erforscht

1916 war ein Jahr voller Umbrüche: Der Erste Weltkrieg tobte, und die Welt schien an den Nähten zu zerreißen. Inmitten dieser Unruhe entstand ein Film, der diese Zerrissenheit auf der Leinwand spiegeln sollte - “Intolerance”. Regie führte D.W. Griffith, der schon mit seinem Film “Birth of a Nation” für Aufsehen gesorgt hatte, diesmal jedoch mit einem Projekt, das noch ambitionierter war: Ein episches Drama, das vier verschiedene Geschichten aus unterschiedlichen Epochen erzählt und sie durch ein zentrales Motiv – Intoleranz – miteinander verbindet.
Der Film beginnt im Babylonien des 16. Jahrhunderts v. Chr., wo die Liebe zwischen der Prinzessin Belshazzar und dem einfachen Volksschmied Amraphel von den Intrigen des Hofes bedroht wird. In einem furiosen Kampf um Macht und Einfluss werden Moral und Gerechtigkeit auf die Probe gestellt, während der Film eine beeindruckende Darstellung des damaligen gesellschaftlichen Lebens bietet.
Die Handlung springt dann ins Frankreich des 16. Jahrhunderts – zur Zeit der Bartholomäusnacht. Hier zeigt “Intolerance” das grausame Massaker an französischen Protestanten durch katholische Fanatiker. Diese Szene ist nicht nur historisch bedeutsam, sondern auch ein erschütterndes Beispiel für die Zerstörungskraft religiöser Intoleranz.
Im dritten Teil des Films werden wir ins Amerika des 19. Jahrhunderts geführt – zur Zeit der puritanischen Lebensweise in Neuengland. Ein junges Paar wird wegen seiner Liebe zueinander verfolgt, da sie nicht dem starren moralischen Kodex der Gemeinde entsprechen. Diese Geschichte ist eine Mahnung gegen die Unterdrückung individueller Freiheit und Selbstbestimmung durch religiöse Dogmen.
Der vierte und letzte Teil des Films spielt zur Zeit der französischen Revolution. Hier werden wir Zeuge der chaotischen Ereignisse, die zur Hinrichtung von König Ludwig XVI. führten. “Intolerance” zeigt eindrucksvoll die Folgen von sozialer Ungleichheit und politischer Unterdrückung und mahnt uns zur Reflexion über die Verantwortung jedes Einzelnen in einem gerechten Staat.
Griffiths Werk ist nicht nur wegen seiner ambitionierten Erzählstruktur bemerkenswert. Auch die visuellen Aspekte des Films sind beeindruckend: Die epischen Szenen, die riesigen Schauplätze und die aufwendige Kostümierung machen “Intolerance” zu einer wahren Meisterleistung der Stummfilmkunst.
Die Besetzung des Films ist ebenfalls beeindruckend. Lillian Gish spielt in mehreren Teilen des Films Hauptrollen und verkörpert mit ihrer sensiblen Darstellung die leidenschaftlichen, aber auch tragischen Figuren, denen sie Leben einhaucht. Die anderen Darsteller wie Robert Harron, Mae Marsh und Constance Talmadge runden das Ensemble ab und sorgen für eine glaubwürdige Inszenierung der verschiedenen Epochen.
Intolerance – Ein Film als Spiegelbild der Menschheitsgeschichte?
Griffiths Vision war es, mit “Intolerance” nicht nur eine unterhaltsame Geschichte zu erzählen, sondern auch einen Kommentar zur menschlichen Natur selbst abzugeben. Der Film ist ein Plädoyer für Toleranz und gegen Hass, Gewalt und Unterdrückung.
Es ist interessant zu sehen, wie die Themen von “Intolerance” auch heute noch relevant sind: In einer Welt, in der religiöser Fanatismus, politische Spannungen und soziale Ungleichheit immer wieder neu aufflammen, erinnert uns Griffiths Meisterwerk an die Notwendigkeit von Verständnis, Respekt und Dialog.
Technische Daten:
Aspekt | Beschreibung |
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Genre | Historisches Drama |
Regie | D.W. Griffith |
Drehbuch | D.W. Griffith |
Produktionsunternehmen | Griffith’s own company, Epoch Producing Corporation |
Premiere | 18. September 1916 in den USA |
“Intolerance” ist ein Film, der nicht nur wegen seiner historischen Bedeutung beeindruckt. Er ist ein Werk voller Emotionen, komplexer Themen und visueller Pracht, das uns auch heute noch zum Nachdenken anregen kann.
Wenn du also auf der Suche nach einem filmischen Erlebnis bist, das dich tief berührt, inspiriert und gleichzeitig zum Reflektieren anregt – dann solltest du “Intolerance” unbedingt ansehen. Dieser Stummfilm ist ein wahrer Klassiker und ein Zeugnis für die Macht des Kinos, Geschichten zu erzählen, die über die Grenzen von Zeit und Raum hinausgehen.